Wenn die Worte fehlen – Intimität im Alter

Ella

Mitglied
12.03.2025
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Hallo zusammen,
manchmal sitzt man abends da, die Stille zwischen einem und dem Partner wird schwerer, und man fragt sich, wo die Leichtigkeit geblieben ist. Früher war da Feuer, ein Blick reichte, und man wusste, was der andere denkt. Jetzt, mit den Jahren, scheint alles in eine Art Nebel gehüllt zu sein. Die Worte fehlen, und mit ihnen auch die Nähe, die man früher so selbstverständlich hatte.
Ich denke oft darüber nach, wie sich Intimität verändert, wenn die Zeit voranschreitet. Die Werbung will uns Pillen andrehen – blaue, gelbe, was auch immer. Als ob eine Tablette die Jahre zurückdrehen könnte, die Müdigkeit aus den Knochen nimmt oder die Gespräche wieder zum Fließen bringt. Ich traue dem nicht. Vielleicht bin ich stur, aber ich glaube nicht, dass Chemie das löst, was zwischen zwei Menschen schiefgelaufen ist.
Stattdessen frage ich mich, ob es nicht mehr ums Reden geht – oder vielmehr darum, wie man wieder lernt, ohne Worte zu verstehen. Neulich habe ich meine Frau beobachtet, wie sie am Küchentisch saß, die Hände um ihre Teetasse gelegt, und irgendwie war da so eine Traurigkeit in ihrem Blick. Ich wollte was sagen, aber es kam nichts. Vielleicht war es auch besser so. Vielleicht braucht es manchmal einfach nur einen Moment, wo man sich wieder spürt, ohne groß erklären zu müssen.
Ich habe mal gelesen, dass Berührungen wichtiger werden, wenn die Jugend weg ist. Nicht dieses wilde, ungeduldige von früher, sondern so ein ruhiges, fast vorsichtiges Aneinander-Annähern. Aber wie fängt man das an, wenn man sich an Schweigen gewöhnt hat? Die ganzen Mittelchen aus der Apotheke versprechen schnelle Lösungen, doch ich denke, das ist Augenwischerei. Was, wenn das wahre Problem gar nicht im Körper liegt, sondern in dem, was man nicht mehr sagt?
Manchmal wünschte ich, ich könnte die Uhr zurückdrehen, nicht wegen der Kraft von damals, sondern wegen dieser Unbeschwertheit, die uns abhandengekommen ist. Jetzt bleibt oft nur ein Seufzen, ein Blick aus dem Fenster und die Frage, wie man das, was noch da ist, wiederbeleben kann. Ohne Rezepte, ohne Versprechen aus der Werbung. Nur mit dem, was wir selbst noch finden können. Was denkt ihr? Liegt es an mir, dass ich den Tabletten misstraue, oder habt ihr auch das Gefühl, dass es mehr um die Verbindung geht als um die Mechanik?