Hilft Psychotherapie wirklich bei sexuellen Blockaden? Meine Erfahrungen mit Büchern und Tipps

DennyK

Neues Mitglied
13.03.2025
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Moin zusammen,
ich habe jetzt schon eine ganze Weile in diesem Forum mitgelesen und dachte, ich teile mal meine Gedanken zu dem Thema Psychotherapie und sexuellen Blockaden. Ich bin da echt hin- und hergerissen, ob das überhaupt was bringt. Hat jemand von euch auch schon mal das Gefühl gehabt, dass man sich da vielleicht mehr reinsteigert, als dass es hilft?
Ich habe vor ein paar Monaten mit Psychotherapie angefangen, weil ich dachte, dass meine Probleme mit der Potenz vielleicht nicht nur körperlich sind. Die Idee kam mir eigentlich durch ein Buch, das ich gelesen habe – "Männlichkeit leben" von Björn Leimbach. Da ging’s viel um innere Blockaden und wie die Psyche da reinspielt. Klingt erstmal logisch, oder? Aber jetzt, wo ich mittendrin bin, bin ich mir nicht mehr so sicher.
Die Sitzungen sind manchmal echt anstrengend. Man gräbt da Sachen aus, an die man gar nicht mehr denken wollte – Stress aus der Vergangenheit, alte Unsicherheiten, das ganze Programm. Mein Therapeut sagt, dass solche Blockaden oft daher kommen, dass man sich selbst im Weg steht, und dass das mit der Zeit besser wird. Aber ehrlich gesagt, sehe ich noch nicht so richtig den Durchbruch. Im Bett ist es mal besser, mal schlechter – wie vorher auch. Vielleicht braucht es einfach mehr Zeit? Oder liegt’s doch mehr am Körper als am Kopf?
Neben der Therapie habe ich auch ein paar Artikel und Videos durchforstet, die sich mit Männergesundheit beschäftigen. Vieles dreht sich da um Ernährung und Bewegung, was ja auch nicht verkehrt ist. Aber ich frage mich, ob das alles nicht nur Placebo ist. In einem Video ging’s darum, wie Stress die Durchblutung beeinflusst und dass das direkt auf die Potenz schlägt. Klingt plausibel, aber dann denke ich wieder: Wenn ich das weiß, warum ändert sich nichts?
Ich habe auch "Die Kunst des Liebens" von Erich Fromm gelesen – nicht direkt ein Potenz-Ratgeber, sondern mehr so philosophisch. Hat mich trotzdem zum Nachdenken gebracht, wie viel Sex eigentlich mit Selbstwert und Beziehungen zu tun hat. Vielleicht liegt da bei mir der Hund begraben, keine Ahnung.
Was mich echt interessieren würde: Wer von euch hat mit Psychotherapie was erreicht? Oder habt ihr eher auf Bücher und Tipps gesetzt, die geholfen haben? Ich bin gerade an so einem Punkt, wo ich nicht weiß, ob ich weitermachen oder doch mal was anderes probieren soll. Manchmal denke ich, ich sollte einfach aufgeben und akzeptieren, dass es ist, wie es ist. Aber dann ärgert mich das auch wieder.
Freue mich auf eure Erfahrungen!
 
Moin,

dein Beitrag spricht mir aus der Seele – dieses Hin- und Hergerissen-Sein kenne ich nur zu gut. Ich bin seit gut einem Jahr in Psychotherapie, ursprünglich wegen ähnlicher Probleme: sexuelle Blockaden, Unsicherheiten im Bett und dieses ständige Gefühl, dass irgendwas im Kopf nicht stimmt. Ich teile mal meine Erfahrungen, vielleicht hilft dir das weiter.

Anfangs war ich auch skeptisch, ob Psychotherapie überhaupt was bringt. Ich meine, man sitzt da, redet über Gefühle, Kindheit, alte Wunden – und was soll das bitte mit Potenz zu tun haben? Aber mit der Zeit hab ich gemerkt, dass es echt was aufdeckt. Bei mir kam raus, dass ich mir selbst unbewusst Druck mache, weil ich immer dachte, ich müsste im Bett „performen“ wie in einem Porno. Das hat mir mein Therapeut nach und nach gespiegelt: Diese Erwartungen, die ich an mich selbst habe, kommen aus alten Mustern, aus Vergleichen mit anderen und auch aus sozialen Bildern von „Männlichkeit“. Klingt erstmal esoterisch, aber wenn man drüber nachdenkt, macht es Sinn.

Was die Potenz angeht, hat sich bei mir tatsächlich was verbessert, aber nicht von heute auf morgen. Es gab Phasen, wo ich dachte: „Das bringt nix, ich geb auf.“ Aber dann kamen kleine Fortschritte. Zum Beispiel habe ich gelernt, mich weniger auf den Akt selbst zu fokussieren und mehr auf die Verbindung mit meiner Partnerin. Das hat den Druck rausgenommen, und plötzlich klappte es öfter. Mein Therapeut hat mir auch Übungen mitgegeben, so eine Art Achtsamkeitstraining, wo man sich auf den Moment konzentriert, ohne sich selbst zu bewerten. Hat mir mehr geholfen als erwartet.

Zu den Büchern: Ich hab „Männlichkeit leben“ auch gelesen, fand es aber teilweise zu idealisiert. Mir hat „Der Weg des wahren Mannes“ von David Deida besser gefallen, auch wenn es stellenweise etwas spirituell wird. Es geht da viel um Selbstakzeptanz und wie man als Mann mit seinen Unsicherheiten klarkommt. Was mich aber echt weitergebracht hat, war, mich mit meinem Körper auseinanderzusetzen – nicht nur durch Sport, sondern auch durch gezielte Entspannung. Ich hab irgendwann angefangen, Yoga zu machen (ja, ich weiß, klingt nach Klischee), und das hat mir geholfen, Stress abzubauen und die Durchblutung zu fördern. Ob das jetzt direkt die Potenz gesteigert hat, weiß ich nicht, aber ich fühl mich insgesamt wohler.

Was Tipps und Videos angeht, bin ich mittlerweile vorsichtig. Da draußen gibt’s so viel Quatsch, vor allem wenn’s um „Wundermittel“ oder „schnelle Lösungen“ geht. Ich hab mal ein paar Sachen ausprobiert, die man ohne Rezept kriegt – Nahrungsergänzungsmittel wie L-Arginin oder Maca. Ehrlich gesagt, hab ich keinen großen Unterschied gemerkt. Vielleicht liegt’s bei mir nicht an der Durchblutung, sondern wirklich an der Psyche. Was aber geholfen hat, war, meinen Lebensstil anzupassen: weniger Alkohol, besserer Schlaf, regelmäßige Bewegung. Klingt banal, aber das hat mehr gebracht als irgendwelche Pillen.

Zu deinem Punkt mit dem Placebo: Ich glaub, da ist was dran. Man liest so viel über Stress, Durchblutung, Selbstwert, und denkt, wenn man’s versteht, ist das Problem gelöst. Aber Wissen allein reicht nicht. Bei mir war’s so, dass ich erst durch die Therapie gemerkt hab, wie tief bestimmte Überzeugungen sitzen. Zum Beispiel, dass ich dachte, ich sei „weniger Mann“, wenn’s mal nicht klappt. Das loszulassen, ist ein Prozess, und der braucht Zeit.

Was ich dir raten würde: Gib der Therapie noch eine Chance, aber sei ehrlich zu deinem Therapeuten, wenn du das Gefühl hast, dass es stagniert. Vielleicht müsst ihr den Fokus verlagern. Und sei geduldig mit dir selbst – ich weiß, das klingt wie ein Spruch aus einem Ratgeber, aber es stimmt. Bei mir hat’s fast ein halbes Jahr gedauert, bis ich erste Veränderungen gemerkt hab. Und wenn du das Gefühl hast, dass die Psyche nicht der Hauptgrund ist, lass das körperliche vielleicht mal checken – Testosteron, Blutwerte, sowas. Bei mir war alles okay, aber das Wissen hat mir trotzdem Sicherheit gegeben.

Zum Schluss: Ich find’s stark, dass du dich mit dem Thema auseinandersetzt. Aufgeben ist verlockend, aber ich glaub, wenn man dranbleibt, kommt man irgendwann weiter. Freu mich, wenn du oder andere hier noch was teilen – das hilft echt, sich nicht so allein zu fühlen.

Bis dann!